Begonnen hat alles in meiner zweiten Schule, der Hauptschule in Endingen am Kaiserstuhl. Kleine Szenen und Sketche für Entlassfeiern und Bunte Abende waren immer drin, aber ein zusammenhängendes Theaterstück, das war neu. Wichtig in der Schule ist immer die entsprechende Klasse, die man gerade als Klassenlehrer hat. Und meine ersten Theaterprojekte waren zunächst Klassenprojekte. Das hängt damit zusammen, dass man seine eigenen Klassen am besten kennt, ihr Potential gut einschätzen kann und in den Probezeiten einfach flexibler ist. Es ist natürlich auch immer etwas Besonderes, so ein Projekt als Klasse durchzuziehen, weil es immense Auswirkungen auf die Klassengemeinschaft und das Selbstbewusstsein der Schüler hat.
Die damalige Klasse übernahm ich in der 5. und führte sie bis zur 7. Klasse.
In der 6. Klasse war es dann soweit, dass wir uns an den "Rattenfänger von Hameln" wagten. Der klassische Stoff ist bekannt und gibt viel her. Ich machte daraus eine moderne Geschichte mit Breakdance, Inliner-Aktionen, Tanz und spaßigen Dialogen.
Es war ein großes, fächerübergreifendes Projekt. Eine Kollegin nähte mit einigen Schülern schöne blaue Samtvorhänge, der Werkkollege baute ein Gerüst für den Vorhang, als Scheinwerfer benutzten wir die gelben 1000-Watt-Leuchten von OBI, als Mischpult eine mehrpolige Steckerleiste.
Als großen Raum hatten wir einen Turnraum zur Verfügung, den man für ein paar Wochen belegen konnte, ohne gestört zu werden und auch in Ruhe die Kulissen aufzubauen und stehen lassen zu können.
Die Aufführung hat viel Spaß gemacht.
Die Geschichte des ROBINSON hat mich schon immer fasziniert. Als mir dazu eine brauchbare Theaterversion für Schüler in die Finger kam, schlug ich zu, peppte die Version wieder ein bisschen auf mit einem Eingeborenen-Tanz auf das Lied IN ZAIRE, mit anderen Songs und einem dramatischen Schiffsuntergang - und fertig war ein schönes Schultheaterstück.
Dieses Stück habe ich zweimal inszeniert, einmal mit meiner Kaiserstühler Klasse, dann, zwei Jahre später, mit meiner neuen Klasse in Freiburg-Landwasser. Dort spielten wir es in unserem Klassenzimmer, was eine ganz besondere Erfahrung war. Es hat mich einfach immer gereizt, ein normalerweise nicht sonderlich spannendes Zimmer in eine Theaterwelt zu verwandeln und ich war verblüfft, wie viel Platz man dann doch zur Verfügung hat für 1. Die Bühne 2. Den Platz hinter der Bühne 3. Das Licht- und Regiepult und 4. die Zuschauerränge, die wir sogar tribünenförmig aufbauten.
Dies ist wirklich ein ganz besonderes Projekt. Es war das zweite Projekt mit meiner 1. Landwasser-Klasse und ist eng verknüpft mit den spielverrückten und offenen Schülern dieser Klasse. Das ist umso erstaunlicher, dass sie bei diesem Stück bereits 8. Klässler waren, um diese Zeit normalerweise zu pubertieren beginnen und plötzlich viel schüchterner und lustloser werden, was das sich Produzieren auf der Bühne betrifft.
Es gelang mir jedoch, sie noch einmal zu motivieren und das danach folgende Projekt, dass sich den ganzen Herbst hindurch bis Mitte Dezember hinzog, hatte als Ergebnis ein spannendes, unterhaltsames, komisches und abwechslungsreiches Theaterstück, das bei seinen Zuschauern sehr gut ankam. Grundlage war auch hier wieder eine Vorlage, zu der ich noch einen zweiten Teil schrieb und mit vielen eigenen Ideen aufpeppte.
Im Mittelpunkt stand die Familie Klapproth, die auf der Fahrt in den Urlaub auf der Autobahn plötzlich vom Weg abkommt und mitten in einem Indianerlager landet.
Es handelt sich um Indianer auf einer Freibühne, die gerade mitten in den Vorbereitungen für die neue Theatersaison sind, jedoch unzufrieden mit ihrem Lohn und ihren Arbeitsbedingungen. Der junge Indianer KLEINER BÄR wagt den Aufstand, es kommt zu turbulenten Szenen, an deren Höhepunkt ein "Messerkampf" zischen dem LKW-Fahrer und bekennenden Schalke-Fan Brummi sowie Kleiner Bär steht.
Besonderen Spaß machte, dass ich ungeplant zu einem eigenen Auftritt in dem Stück kam, nämlich als jener LKW-Fahrer, den ich als robusten , leicht überdrehten, hemdsärmligen Schalke-Fan spielte. Ich musste dann auch den Messerkampf mit KLEINER BÄR übernehmen, da der 2. Hauptdarsteller, OLD SCHLOTTERHAND, sich kurz zuvor verletzte.
Der Kampf war eine besondere Gaudi, gerade auch für die zuschauenden Schüler, da ich den Kampf verlor.
Für dieses Stück habe ich auch ein paar gute Songs geschrieben und mit den Schülern auf CD aufgenommen.
Das war wirklich ein sehr intensives, dichtes, unvergessliches Projekt.
Im Frühling 2006, unmittelbar nach dem INDIANER-PROJEKT, und noch immer mit der gleichen Klasse, hatte ich Lust auf ein weiteres Projekt. Das ist eng verknüpft mit meiner Leidenschaft für Erich Kästner und der Tatsache, dass ich 15 seiner Gedichte vertont und dazu auch ein eigenes Programm erarbeitet habe, das ich von Zeit zu Zeit aufführe.
Ich dachte mir, warum nicht mit meinen Schülern ein schulgerechtes Programm zu Kästner aufführen. Gedacht, getan. Ich suchte passende Gedichte aus, verteilte sie an die Schüler, erarbeitete die szenischen Vorträge dazu, studierte auch einige Gesangsnummern ein, baute diesmal eine richtige Holzbühne im Klassenzimmer auf, die übliche Tribüne und Beleuchtung dazu und fertig war das Programm "Das fliegende Klassenzimmer".
Im neuen Schuljahr wagte ich mich nun daran, ein Stück als Schultheater- und nicht als Klassentheaterstück zu konzipieren. Das bedeutet natürlich viel größeren Stress und eine ganz andere Planung.
Zunächst muss man sich die passenden Darsteller in der ganzen Schule zusammensuchen, und das ist nicht einfach. Man geht dabei auch ein gewisses Risiko ein, weil man die Schüler nun nicht mehr so gut kennt, dass man einschätzen kann, ob sie den geforderten Herausforderungen gewachsen sind. Auch bei den Proben muss man nun viel aufwändiger planen, um immer Termine zu finden, an denen alle Darsteller Zeit haben. Dabei sind es für mich als Lehrer auch immer zusätzliche Stunden, da ich diese Proben nun nicht mehr in meinen eigenen Unterricht einbauen kann.
Nun, zu diesem Stück hat mich aber ein einzelner Schüler inspiriert, Dennis, der, seit er an unserer Schule war, immer wieder mit seiner Tanz- und Breakdance-Leidenschaft aufgefallen war. Ich fragte ihn, ob er Lust hätte, die Hauptrolle in einem Stück zu übernehmen, in dem er seiner Leidenschaft frönen konnte und er sagte zu.
Es war eine moderne Version von DES KAISERS NEUE KLEIDER. Ich schrieb das Stück komplett selbst und auch ein paar gute Songs, die von unserer Schulband gespielt wurden. Die moderne Version nannte ich KING KROSSES KOOLE KLAMOTTEN.
Es war viel Arbeit, kostete Unmengen von Nerven und Zeit, aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Höhepunkt war natürlich ein toller Breakdance-Auftritt von Dennis alias KING KROSS und seinen Homies.
Ein spannendes Musikprojekt war die Teilnahme am Rahmenprogramm einer Tagung, die von der Freiburger Universität veranstaltet wurde und den Zusammenhang von Sprache, Musik und Klang sowohl wissenschaftlich als auch musikalisch versuchte einzukreisen.
Mein Beitrag hieß "CLASSIC MEETS RAP oder Wie kommt Goethe in den MP3-Player". Mit meiner Klasse studierte ich drei Rapversionen klassicher Goethe-Gedichte ein und präsentierte sie auf der großen Bühne im E-Werk. Bei den Stücken handelte es sich um "Ode an die Freude" und "Gefunden" in Versionen des Rappers DOPPEL-U sowie einer eigenen Interpretation des bekannten Erlkönigs.
Das Projekt war für alle Beteiligten eine spannende Erfahrung und brachte uns neben der Anerkennung für unsere Leistung auch 200 € für die Klassenkasse.
Das vorerst letzte Projekt war auch mein größtes. ICH STEH AUF BERLIN habe ich mit 50 Darstellern und Beteiligten auf die Bühne gebracht, die Schulband war wieder integriert und dieses Mal auch erstmalig unsere professionelle Beleuchtungsanlage, für die natürlich dann gesondert ein Lichtplan geschrieben und einstudiert werden musste.
Als grobe Vorlage diente mir EMIL UND DIE DETEKTIVE.
Danny fährt im Zug zu seiner Großmutter nach Berlin. Im Zug hört er Musik auf seinem iPOD, in den er ganz vernarrt ist. Auf der Fahrt steigt die attraktive Sängerin Lucy Diamond zu, in die sich Danny verliebt. Sie erzählt ihm, sie habe am nächsten Tag einen Auftritt am Brandenburger Tor. Sie klaut ihm seinen iPOD, dessen Verlust in schwer trifft.
In Berlin angekommen beginnt er Lucy zu suchen und sic seinen iPOD wieder zurückzuholen. Auf seiner Suche trifft er die unterschiedlichsten Leute, Breakdancer, Fußballfans, Max-the-Tax, den Taxi-Fahrer.
Höhepunkt ist das Konzert am Brandenburger Tor, wo er Lucy wieder trifft.
Am Schluss jedoch wacht Danny wieder im Zugabteil auf. Er hat alles nur geträumt.
ICH STEH AUF BERLIN war eine tolle Erfahrung. Es war auch sehr aufwändig, mit Video-Einspielungen, Bilder-Shows, Breakdance-Auftritten, Tanznummern und den Live-Songs der Schulband. Zwei intensive Probemonate, zwei tolle Aufführungen - aber danach war ich tot.
2010 ist es wieder soweit - nach zwei Jahren Pause ein größeres Schultheaterprojekt, wieder einmal Erich Kästner, diesmal aber nicht fürs Klassenzimmer, sondern auf der großen Bühne. Eine weitere Neuerung: die Hauptakteure waren die Neuntklässler beider Klassen. Etwas Besonderes aus zweierlei Gründen: 1. machen Parallelklassen normalerweise nichts zusammen, sondern stehen in Konkurrenz zueinander, 2. bereiten sich Neuntklässler schon intensiv auf die Abschlussprüfung vor, anstatt noch zusätzlich Theater zu spielen. Also schon in dieser Beziehung ein besonderes Projekt.
Weitere Besonderheiten: die gute Zusammenarbeit mit der Kollegin der Parallelklasse, Frau Spranz, die ein ganz spezielles Bühnenbild kreierte und die Texte für ihre Klasse sehr intensiv und sogar in Zusammenarbeit mit externen Fachleuten und dem Stadttheater einstudierte.
Die Mischung war auch diesmal so wie bei meinem eigenen Kästner-Projekt: Gedichte, Gedichtvertonungen, Spielszenen und autobiografische Texte. Wichtig war jedoch, dass die Mischung stimmte und auch witzigere Texte für jüngere Zuschauer dabei waren.
Begleitet wurden wir von der Schulband, die eine tolle Version von "Der Mensch ist gut" erarbeitete.
Zwei Höhepunkte waren die Soloauftritte von Carleen Haus und Yvonne Maurer, die vier beeindruckende Gedichtvertonungen interpretierten und das Publikum mit ihren Stimmen und ihrem Ausdruck in Bann schlugen.
Es ist wieder mal Zeit für ein Theaterstück: Es ist viel Zeit vergangen seit ICH STEH AUF BERLIN aus dem Jahr 2008, aber nun kommen drei wichtige Faktoren zusammen: Ich fühle mich fit, ich habe ein neues Stück geschrieben und, sehr, sehr wichtig, ich habe die Darsteller dazu.
MISSISSIPPI MYSTERY ist das Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Ich habe beide Geschichten miteinander kombiniert und herausgekommen sind 60 Seiten, 16 Szenen und viel Text für die beiden Hauptdarsteller Adreju Hugo und Adel Chakroun, aber auch für Joshua Clottey als Sklave Jim. Ich denke, sie werden es packen, seit Anfang Dezember proben wir, die Premiere für Gäste, Familie und Freunde wird am 25. Februar 2016 sein, die beiden Klassenvorstellungen sind am 29.2. (meinem Geburtstag!!!) und am 1.3.16.
20 SchülerInnen und 4 LehrerInnen sind in das Projekt involviert, es ist wie immer eine Abenteuerreise mit offenem Ausgang und ich bin schon jetzt sehr aufgeregt, aber auch voller Vorfreude und Spielelust.
Am 25. Februar 2016 war es endlich soweit! Nach dreimonatigen Proben hatte unser Stück in der Aula Premiere! Noch einen Tag zuvor hatte die 1. Generalprobe stattgefunden. An diesem Tag hatten die Schüler erst die Headsets erhalten, zwei Tage zuvor war erst das Licht dazu gekommen und zum ersten Mal hatten wir das Stück am Stück gespielt und nicht nur den 1. bzw. den 2. Teil. Es war klar, dass es da noch nicht rund laufen konnte,
Also setzten wir am Morgen der Premiere die 2. Generalprobe an. Und nun endlich lief alles wie am Schnürchen und wir konnten dem großen Abend beruhigt entgegensehen.
Die Aufführung war schließlich ein großer Erfolg und auch die beiden Schulvorstellungen am 29.2. und am 1.3. kamen sehr gut an. Alle lobten die große Professionalität der Aufführung, die schauspielerischen Fähigkeiten der Darsteller, den großen Unterhaltungswert und die tolle Musik. Eine große Rolle spielten natürlich auch die tollen Kostüme, die wir kostenlos vom Theater Marienbad ausleihen durften und durch Käufe in Second-Hand-Läden und weitere Ausleihen beim FUNDUZ-Kostümverleih in Staufen ergänzt hatten.
Die vielen Monate der Vorbereitungszeit hatten sich gelohnt, all die Hochs und Tiefs, die es naturgemäß gibt, all die zusätzlichen Stunden zum regulären Unterricht.
Am Ende des Prozesses waren die Schüler ganz in ihren Rollen angekommen, die Texte saßen, das Gemeinschaftsgefühl der Gruppe war groß, quer durch alle Alters- und Klassenstufen.
Meine ganz persönlichen Hoffnungen und Erwartungen wurden sogar noch übertroffen!
Der Traum, die Geschichte dieser beiden sympathischen Lausbuben, die mich ein Leben lang begleitet hatte, mit heutigen Schülern neu zum Leben zu erwecken, ist wahr geworden!
Das ist nun wirklich eine Premiere der ganz besonderen Art - das Drehen eines richtigen Spielfilms!
Das Drehbuch zu diesem Film schlummerte seit 30 Jahren in meiner Schublade. Es stammt noch aus meiner Studentenzeit, als ich in der Studentensiedlung am jetzigen Seepark wohnte und besagter Park bildet nun auch eine wichtige Kulisse für die Handlung.
Im Mittelpunkt des Films steht der 12-jährige Sammy, der mit seiner Mutter vom Land in die Großstadt zieht, da seine Eltern sich getrennt haben. Er kommt in eine neue Schule, in eine neue Klasse und versucht Freunde zu finden und sich zu bewähren. Sein Banknachbar Toni wird sein erster Freund, Rico, ein anderer Schüler in der neuen Klasse, sein Gegenspieler, weil er ihn nicht in die Klassenmannschaft lassen will, die demnächst beim großen Schulturnier mitspielt. Parallel dazu trifft Sammy beim Herumwandern in der neuen Hochhausgegend drei magische Gestalten, Sister Dream, Sister Illusion und Sister Phantasy. Sie erfüllen ihm drei Wünsche und geben ihm besondere Unterstützung, damit er seine Ziele erreicht.
Gedreht wird mit der Klasse 7a der ASS II, die Hauptrolle des Sammy spielt Nino Maier und das gelingt ihm wirklich gut. Ein ganz besonderes Projekt, weil vom Drehbuch über die Inszenierung bis hin zum Schnitt und der Musik alles selbstgemacht ist.